Facil (*)

Seit nunmehr zehn Jahren gibt es das Restaurant Facil am Potsdamer Platz in Berlin.
Im fünften Obergeschoss des Hotels Mandala ersinnt Micheal Kempf mit seinem Team Kreationen der gehobenen Küche. Ein Restaurant, dessen Dach an schönen Tagen aufgefahren werden kann, erwartet den Gast in modernem Ambiete. Plätschernde Brunnen in riesigen Gefäßen störten anfangs die Unterhaltung bei Tisch, wurden im Laufe des Abends durch die ansteigende Lärmkulisse im gut besuchten Restaurant aber deutlich in den Hintergrund gedrängt. Der Style, verzeihen Sie den Anglizismus, passt zum jungen und hippen Berlin, während sich mir dabei, nicht so hipp, der Begriff „Speisesaal“ aufdrängte.
Das Jubiläum inspirierte den Küchenchef zu einem „Geburtstagsmenü,“ welches wir an diesem Abend auch wählten.


Die Küche startete mit einem Rote Bete Schmand-Macaron und Roastbeefcracker, gefolgt von einem Karottensüppchen mit Curry und schließlich Matjes mit Boskop. Die netten Kleinigkeiten, ansprechend präsentiert, steigerten Spannung und Neugier ohne den an dieser Stelle in anderen Restaurants schon erlebten A-ha-Effekt.


Der erste Gang. Stör von der Müritz – Gierschcreme, eingelegte Rote Bete und Wachtelei.
Ein interessantes und facettenreiches Spiel mit Texturen. Fest, fast hart die Rote Bete, bissfest der Stör und empfindlich das Wachtelei, das sich bei der ersten Berührung über die übrigen Teile ergießt. Dies führt zu einem herrlichen Zusammenspiel unterschiedlichster Aromen, bei dem jede Komponente ihren Eigengeschmack in den Vordergrund zu bringen versucht. Das zur Creme verarbeitete Wildgemüse erscheint trendig, fällt jedoch kulinarisch nicht sonderlich ins Gewicht, es ist schon eher etwas fürs Auge.


Artischocke – Grüner Curry, Erdnuss und Magentamelde.
Der vegetarische Gang klingt bieder und gediegen, ist jedoch geschmacklich überzeugend und ein echtes Highlight. Der würzige Sud spielte mit einer wirklich ausgezeichneten Artischocke und den übrigen kross servierten Komponenten. Die Magentamelde, erneut eine Anleihe bei essbaren Wildpflanzen, passte hierzu ausgezeichnet.


Es folgte eine geschmacksintensive Makrele aus der Bretagne – Sauce Bordelaise und Löwenzahn. Die aromatische, zurückhaltend und damit angenehm gewürzte Sauce begleitete perfekt den Fisch, der von guter Qualität war. Der Löwenzahn diente als Salatbegleitung.


Taube aus der Lausitz – Sauce Sierra Moreno, Franzosenkraut und Kopfsalat. Die Taube aus der Lausitz, zart, rosa gegart, präsentierte sich in einer hervorragenden Qualität. Serviert mit einem Hauch von Sauce und einem „armen Ritter“. Selbst meine Begleiterin, sonst der Taube eher nicht zugetan, war überaus zufrieden.


Die Bisonbacke orientalisch – Granatapfel, Manna und Schafsjoghurt, wurde modern interpretiert,
zerging auf der Zunge. Zart, unaufdringlich auch der süßliche Geschmack, für den das Manna verantwortlich war und zu dem das Schafsjoghurt ergänzte und wie geschaffen schien. Ein sehr schönes Spiel mit Aromen, außergewöhnlich gut. In einem insgesamt stimmigen Menü, welches in den alten Kultur- bzw. Heilpflanzen, so etwas wie einen „Roten Faden“ erkennen ließ, war dieser Gang der Bemerkenswerteste.


Das Dessert schließlich konnte das gute Niveau des Menüs nicht ganz halten. Brandenburger Erdbeere – Pistazie und Gianduja-Schokolade. Die dunkle Nougatschokolade war für meinen Geschmack etwas zu süß, das „grüne Schwämmchen“ geschmacklich dezent.


Zum Kaffee gab es, wie nicht anders zu erwarten, süße Kleinigkeiten, wovon der Rest ansprechend verpackt, mit uns den Heimweg antrat.

Die Weinbegleitung:

2009 Schieferkristall, Weingut Karthäuserhof
2009 Sasbacher Limburg Weißburgunder, Weingut Bercher
2009 Schlangenpfiff WB GG, Weingut Münzberg
2008 Kalkgestein Spätburgunder, Weingut Friedrich Becker
2005 Crianza Lopez-Cristobal
2005 Stettener Steine, Rieslaner, Weingut am Stein

FAZIT:

Michael Kempf überzeugte uns an diesem Abend. Wer gerne Zuspruch seitens der Servicecrew sucht, wird allenfalls im Restaurantleiter, Manuel Finster, einen Ansprechpartner finden. Der Sommelier, Felix Voges, agierte wie gewohnt kenntnisreich und zurückhaltend.

Kommentare

Eine Antwort zu “Facil (*)”

  1. kuechenreise sagt:

    Guter Bericht, und die Bilder machen schon ein wenig hungrig 😉 Ich hoffe, ich schaffe es bald wieder mal nach Berlin, um z.B. das Facil auszuprobieren!

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