Fischers Fritz (**)

Mit zwei Sternen im Guide Michelin und sagenhaften 19 Punkten vom Gault Millau ausgezeichnet, ist Christian Lohse der am höchsten dekorierte Küchenchef in Berlin (Zeitpunkt des Besuches: Juni 2011). Im Hotel THE REGENT BERLIN schwingt er den Kochlöffel im Restaurant „Fischers Fritz“. Der Name eindeutig Unterstatement im Vergleich zu den grandiosen Kreationen, die täglich den Weg von der Küche ins Restaurant finden.

An diesem Abend entschieden wir uns für das „Prestige Menü“, wenn auch mit kleinen Abweichungen.


Die Küche grüßte mit einer ersten kleinen Überraschung, Waldorfsalat mit Lachs.


Schon das nächste Amuse-Gueule gab bereits einen deutlichen Fingerzeig auf die Leistungsfähigkeit und Kreativität Lohses. Von rechts nach links: Rotbarbe auf Linsen, Kingfish, Apfel-Sellerie mit Rindertartar-Einlage.
Alleine optisch schon ansprechend präsentiert, überzeugte vor allem die Produktqualität und die harmonisch herausgearbeiteten Geschmacksnuancen.


Nun zum ersten Gang. Terrine von Gänsestopfleber und geräuchertem Havelaal mit Pfefferkaramell, Konfitüre von violetten Auberginen. Die knusprig glasierte, hauchdünne Decke Pfefferkaramell vollendete ein ohnehin schon außergewöhnlich geschmacksintensives Gericht, welches durch die an den Enden platzierte Auberginenkonfitüre geradezu ein futuristisches Aussehen verliehen bekam.
Bedauerlicherweise wird die Qualität des Fotos dem Ganzen nur teilweise gerecht.


Es folgte eine Leicht gebundene Velouté von Mais mit geröstetem Langostino. Dezente, leichte Würze, harmonisch austariert präsentierte sich dieses schwierige Gericht überraschend und angenehm. Mais und gerösteter Langustino harmonierten prächtig. Obwohl schon die alten Römer essbare Blüten kannten, möchte ich mich auf diesem Feld nur auf die Optik beschränken. Ein Hingucker war es allemal.


Voller Vorfreude hatten wir uns entschieden zum Menü einen Extragang auszuwählen, da wir es nicht versäumen wollten, einen Klassiker von Christian Lohse zu probieren. Demeter Onsenei mit Pfifferlingen und Confit von Roscoff Zwiebeln, marinierte Gänsestopfleber und Bärlauchjus. Zwar gibt es das Onsenei bereits seit einiger Zeit auf der Karte des Fischers Fritz, jedoch wird eifrig an den Komponeten gearbeitet. Garzeit und Hitzegrad für das Ei werden in Rezepten unterschiedlich beschrieben, ich wollte es jedoch genau wissen und bekam die folgende Antwort: 35 Minuten bei exakt 62° C.
Das Zusammenspiel von Ei und marinierter Gänsestopfleber mit den eingekochten milden Zwiebeln wird in Erinnerung bleiben, während die Pfifferlinge sich geschmacklich zurückhaltend zeigten und damit etwas hinter meinen Erwartungen zurückblieben.
Trotz der kleinen Einschränkung, ein überragender Gang.


Die Sauté von bretonischem Hummer und Kalbsbries mit gestovtem Romana Lattuga Verjus gebunden mit halbgesalzener Butter führte den Reigen excellent zubereiteter Produkte fort.
Für mich am Auffälligsten zeigte sich hier das Kalbsbries. Fein im Geschmack und in der Konsistenz, die stärkste Komponente, deutlich vor dem ausgezeichneten Hummer.
Ein aufwändiger, stimmiger Gang. Der hierzu gereichte 2006er Château Doisy-Daene gab einen mehr als guten Begleiter ab.


Gerösteter Seeteufel mit geschmorten Artischocken und Brunnenkresse, Coulis von roter Paprika.
Die ansonsten etwas grimmig dreinblickende Lotte zeigte sich von ihrer besten, nämlich wohlschmeckenden Seite.
Zart, perfekt gegart, eine bissfeste Artischocke an ihrer Seite, blieben keine Wünsche offen.


Vor dem Dessert gab es noch eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses.
Eine Mousse au Chocolat als Einstimmung.


Das Dessert schließlich, Salat von Heidelbeeren und Koriandergrün mit Rahmeis von Mandeltorrone, hielt das bisher gezeigte Niveau. Die Heidelbeeren boten eine naturbelassene intensive Frucht. Rahmeis und Mandeltorrone vollendeten. Chapeau!



Zum Schluss gab es noch verführerisches Naschwerk, welches teilweise hier abgelichtet ist. Ebenfalls von excellenter Qualität.

Die Weinbegleitung:

1976 Pineau de Charentes Guy Lheraud
2008 Pinot Gris, Schlossgut Diel
2008 Saarburger Riesling Kabinett, Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken
2006 Château Doisy-Daene
2008 Domaine de l’Horizon blanc
2002 Kalkofen, Riesling Auslese, Dr. Bürklin-Wolf

FAZIT:
Das Wichtigte zuerst: Ein grandioser Abend, ein hervorragendes Menü, eine stimmige Weinbegleitung und der Wunsch zu einer alsbaldigen Wiederholung.

Trotz der guten Lage am Gendarmenmarkt und der tadellosen Küchenleistung fanden an diesem Freitagabend, für mich nicht nachvollziehbar, nur wenige Gäste den Weg ins Restaurant. Das nobel ausgestaltete Fischers Fritz ließ somit etwas an Atmosphäre vermissen. Dafür hatten wir die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der kundigen, freundlichen und auskunftsbereiten Sevicemitarbeiter. Auf der Minusseite verbuche ich die Tatsache, dass wir trotz mäßigen Besuches an einem eher zu klein geratenen Tisch am Fenster untergebracht wurden. Der Blick auf den abendlichen Gendarmenmarkt entschädigte jedoch aufs Vortrefflichste.

Zur Internetseite des Fischer Fritz gelangen Sie mit http://www.fischersfritzberlin.com

Kommentare

Kommentare sind geschlossen.