Halbedel´s Gasthaus (*)

1989 feierte Bonn, die provisorische Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, seinen 2000. Geburtstag. Zwei Jahre später fasste der Deutsche Bundestag den Beschluss zum Umzug des Parlamentes und Teilen der Bundesregierung nach Berlin. Bonn wurde Bundesstadt.

Neben vielen Sehenswürdigkeiten, Museen und Gedenkstätten, interessanten Bauwerken, Parkanlagen, einer reizvollen Umgebung und einer interessanten Entwicklung, sozusagen vom Römerlager zur Bundesstadt, finden wir auch kulinarisch Eindrucksvolles.
In der Rheinallee in Bad-Godesberg betreibt Rainer-Maria Halbedel in einer Jugendstilvilla einen Restaurantbetrieb auf hohem Niveau. Seit rund 30 Jahren erkocht er Jahr für Jahr einen Stern im Michelin und wird vom Restaurantführer Gault Millau derzeit mit beachtlichen 18 Punkten bewertet.

Seine erste Station als Küchenchef hatte er im im Chez Loup in Bonn. Später machte er sich mit der Korkeiche in Bonn-Lannesdorf selbstständig. Schließlich eröffnete er mit seiner Frau an der Rheinallee 47 das Restaurant „Halbedel´s Gasthaus“.

Wir wurden freundlich empfangen und an einen großen Tisch geführt. Lediglich drei Personen, das Ehepaar Halbedel und eine weitere Servicekraft, kümmern sich um das Wohl der Gäste.

Unsere Entscheidung fiel auf das „Tagesmenü“, jedoch mit einer kleinen Änderung. Das angebotene getrüffelte Tobinambur-Süppchen ersetzen wir durch ein Steinpilzgericht.

Los geht es mit einem Gruß aus der Küche:
Ein kleines Gefäß mit unscheinbarem Innern entpuppt sich als wahres Highlight.
Saiblingskaviar, Sauerrahmeis, eine Kartoffelemulsion, nur mit dem Abkochwasser püriert, ohne Bindemittel oder Butter sorgt für einen wahrhaft fulminanten Start. Der leichte Gang trumpft mit kalt/warmen Temperaturspiel auf. Die einzelnen Komponenten verbinden sich zu einem gekonnten Aromenspiel.

Yellow fin Thunfisch.
Der „yellow fin“ gehört zu den mit am häufigsten vorkommenden Thunfischarten. Er ist bei uns als Gelbflossenthun bekannt. Vor uns liegt er roh mit Olivenöl mariniert und begleitet mit Vanille und Kresse.
Hinzu gesellt sich frittiertes Tatar und ein Röllchen, gefüllt mit Panacotta und Portulak. Abgerundet wird dieser Gang mit gebackener Wassermelone und einem Wassermelonensorbet.
Wieder haben wir ein Spiel mit Temperaturen und überraschender Geschmacksfülle.

Jakobsmuscheln.

Auch diese erleben wir in außergewöhnlicher Qualität.
Angerichtet auf buntem Mangold aus dem eigenen Garten und mit einem Schäumchen aufgepeppt. An dieser Stelle darf ich darauf hinweisen, dass Rainer-Maria Halbedel die Pflanzen in seinem eigenen Garten anbaut. Dies schon seit Jahren. Mangold hat ein zart nussiges Aroma und gehört im Übrigen zur Art der Roten Bete. Wobei hier nur Blätter und Blattstiele verwendet werden. Ach ja, Aprikosen, Mandeln und rote Zwiebeln vervollständigten den geschmackvollen Reigen.

Fjord-Forelle.
Auf den ersten Blick glaubt man, einen Lachs vor sich zu haben. Das Fischlein beginnt sein Leben im Süsswasser. Später zieht es um in die kalten und salzigen Gewässer norwegischer Fjorde. Dort ernährt es sich von Garnelen und Krebsen und erhält dadurch seine schöne lachsrote Farbe. Angerichtet mit Poveraden, Fenchel und Kapern, lässt auch dieser Gang kaum Wünsche offen. Dabei dominiert der Magerfisch mit festem Fleisch und mildem Geschmack.

Steinpilze.
Die Steinpilze kamen in einem würzigen Kräutersud auf den Tisch und wurden von einer knusprigen und warmen Parmesanhippe begleitet. Der unverfälschte Steinpilzgeschmack wäre bei etwas weniger Würze des Sudes sicher noch besser zur Geltung gekommen.

Limousin-Lamm.
Der im eigenen Fett gegarte Rücken vom Lamm war von ausgezeichneter Qualität. Hinzu kamen Zuccini, Aubergine und junge, bissfeste, sehr bissfeste, Bohnen. Dazu ein Thymianjus, das zu einem harmonischen Aromenspiel beitrug.

Das Pre-Dessert:
Zwetschge – Lakritz, kalt / warm, sehr harmonisch.

Weißer Pfirsich – grüner Tee.
Eine raffinierte Zubereitung. Sorbet-Cake, Crunch und Panna Cotta. Weißer Pfirsich links und rechts zu sehen, die beiden Teile in der Mitte gaben sich nur den Anschein von Pfirsich. Das geformte und geschnitte Sorbet-Gelee war überaus erfrischend und geschmacklich hervorragend.

Die Weine:
Zunächst eine Flasche 2010er Meyer-Näkel, Ahr, „Illusion“, Spätburgunder.
Ein Weißwein aus roten Trauben (blanc de noir).
Zum Hauptgang gab es ein Gläschen vom 2008er Villa Pillo, Borgoforte.

FAZIT:
Es war einer dieser wunderbaren Abende, bei denen gutes Essen zwar eingeplant, die Erwartungen aber weit übertroffen wurden. Rainer-Maria Halbedel führte engagiert und aussagefreudig, zuweilen amüsiert über den fotografierenden Gast, durch den Abend.
Der Service ließ keine Wünsche offen.

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