Jungbluth

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Berlin ist auch kulinarisch jederzeit eine Reise wert. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Die sogenannten Sternerestaurants fest im Blick, soll aber auch anderen engagierten und kreativen Köchen Beachtung geschenkt werden. Man weiß ja nie, was die Zukunft noch bereit hält.

Von den sieben unbesternten Berliner Restaurants, die ich Ihnen in diesem Blog bisher vorgestellt habe, können mittlerweile drei voller Freude auf „ihren“ Stern schauen.

Heute geht es ins Restaurant Jungbluth in Berlin.

Das Restaurant Jungbluth befindet sich im Bezirk Steglitz. Steglitz ist jetzt nicht gerade als Szenebezirk bekannt und ist auch aus kulinarischer Sicht meiner Meinung nach eher als unauffällig einzuordnen auch wenn gleichwohl eine Reihe interessanter Restaurants angesiedelt sind.
Eines davon, das Jungbluth, gehört zu den 474 Adressen in Deutschland, die der Guide Michelin in seiner neuesten Ausgabe mit einem „Bib Gourmand“ gekennzeichnet hat. Diese Kennzeichnung oder Auszeichnung erhalten Restaurants die einerseits ein besonders günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen, also so etwa 30 bis 35 € für ein Dreigangmenü (ohne Getränke), andererseits aber auch kulinarisch durchaus ansprechend sind. Eine mehr regionale Ausrichtung der Küche erfreut sich dabei steigender Beliebtheit.

Felix Leisegang und Andre Sawahn konnten am 6. November 2014 in Berlin bei der Pressevorstellung des Guide Michelin Deutschland 2015 die neuen schicken weißen Kochjacken entgegen nehmen. Doch auch die schwarzen Kochjacken, die beide bei unserem Besuch tragen, kleiden die Herren ausgezeichnet.

Das Ambiente ist eher schlicht zu nennen, die Tische sind für meinen Geschmack zu klein. Nach einem Blick in die Speisekarte entscheiden wir uns für das sogenannte Jungbluth-Menü. Dies sind drei Gänge für derzeit 30 €. Wir stocken um einen Gang auf und das Vergnügen beginnt.

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Zwiebel- und Graubrot,
Oliventapenade, Kräuterquark, Meerrettich- und Tomatendip (soweit ich mich erinnere).

Seehecht auf Rosenkohlcreme und Rote Bete (o.A.)

Ein gelungener Gruß aus der Küche.
Cremig und mit süßer Schärfe.

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Zweierlei vom Moorhuhn, Blumenkohl, eingemachte Birne, „Melange Noir“

1999 wurde für die schottische Whisky-Marke Johnnie Walker ein Computerspiel zu Werbezwecken erdacht. Die Moorhuhnjagd erfreute sich großer Beliebtheit. Auch ich habe einige der schielenden virtuellen Hühner gejagt.
„Moorhühner“ gibt es nach meiner Kenntnis jedoch nicht. Das Federvieh ist tatsächlich ein Moorschneehuhn. Ob Brust und Rilette des Schottischen Moorhuhns (Lagopus lagopus scotica) vor uns liegen oder ob das Tier aus einer anderen Gegend stammt, ist mir nicht bekannt.

Der Geschmack jedenfalls ist typisch für ein Wildgeflügel. Gebettet auf
einem Blumenkohlkissen und Blumenkohlschaum, erstaunt uns die harmonische Präsentation, bei der das Rilette besonders intensiv auftrumpft. Den würzigen Kick verdankt das Gericht der „Melange Noir“, eine aus drei verschiedenen schwarzen Pfeffern bestehende Mischung. Nicht zu vergessen die Birne, der fruchtige Koalitionspartner zum Wildgeflügel.

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Sanft gegarter Kabeljau, zweierlei Fenchel, „Le Puy“-Linsen, Orange
Fenchelespuma, Karottencreme

„Le Puy“-Linsen haben ein herrlich nussiges Aroma. Sie sind bissfest und kaum mehlig.
Den Namen verdanken sie der Region Puy de Dôme in der Auvergne, allerdings
werden sie auch in Italien und den USA angebaut.

Der gut gegarte Fisch und die Linsen bilden einen herrlichen Kontrast. Die restlichen Begleiter fügen sich gut ein und ergeben ein stimmiges Bild. Der Fenchelespuma ist kulinarisch eher bescheiden. So nehme ich ihn als Hinweis auf das kreative Handwerk der Köche gerne auf.

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Maispoularde, auf Risotto, Rotweinschalotten.

Zartes Fleisch, aromatisches Geflügel und ein cremiges Risotto, fertig ist ein mehr als wohlschmeckender Gang.

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Topfenschaum, Zwetschgenröster, Sternanis, Vanille.

Ein schönes Dessert, schmackhaft und leicht.

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Schokoladen-Ingwer-Mousse,marinierte Grapefruit, Passionsfrucht.

Die Bitternoten der Grapefruit werden durch die Schokolade im Zaum gehalten.
Auch dieses Dessert ist ausgezeichnet und bildet einen gelungenen Schlußstrich unter einem interessanten Menü.

 

Wein und Service:

Dr. Loosen, Blauschiefer

2013 Blanc de Noir, Jean Stodden

2010, Rotweincuvée Guillaume, trocken, Pfalz, Friedrich Becker

2013 Grauburgunder, Becker, Pfalz

Die Damen und Herren vom Serviceteam sind freundlich, entspannt und fachkundig.
Auch die Weinempfehlungen der uns an diesem Abend zugeteilten Servicekraft haben uns überzeugt.
Die Tropfen passen zu den Speisen, passen zu unserem Geschmack und lassen auch unsere Börse jubeln.

Bei soviel Engagement und Freude trotz voll besetztem Restaurant und dadurch durchaus stressigen Bedingungen, ist ein besonderes Lob angebracht.

FAZIT:

Leisegang und Sawahn überraschen uns mit moderner und kreativer Küche.
Die Speisen sind harmonisch ausgewogen im Geschmack, mit feiner Hand gewürzt und ideenreich komponiert. Die Produkte sind frisch und von guter Qualität.

Die Homepage des Restaurants erreichen Sie mit nachfolgendem Link: http://jungbluth-restaurant.de

Kommentare

2 Antworten zu “Jungbluth”

  1. Andree sagt:

    Vielen Dank für diesen Bericht. Nachdem es im a.choice so auf den Punkt mit der Empfehlung hinhaut, nehme ich dieses Restaurant in meine Liste zu besuchender Stätten der Gastlichkeit auf.

  2. Peter sagt:

    Unser Lieblingsrestaurant seit Jahren! Auch preislich unschlagbar.

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