Fischers Fritz (**)

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Mit der neuesten Ausgabe des Guide Michelin ist die Anzahl der Sternerestaurants in der Hauptstadt weiter gestiegen. Ganz Deutschland darf sich Jahr für Jahr über neue „Sternerestaurants“ freuen. Die entscheidende Frage, ob die Qualität unserer Küchenchefs jährlich steigt oder ob Restaurants mit Auszeichnungen bedacht werden, die vor Jahren noch unbemerkt und unentdeckt geblieben wären oder ob gar die Kriterien gesenkt wurden, bedarf einer genaueren Betrachtung. Eine Aufgabe für das nächste Jahr.

Bei der Suche eines geeigneten Restaurants für ein außergewöhnliches Dinner in Berlin fällt die Wahl schließlich auf das Fischers Fritz im Hotel Regent, welches seit mehreren Jahren mit zwei Michelinsternen ausgezeichnet und vom Gault&Millau Deutschland 2014 mit 17 Punkten bedacht wird. Bei unserem letzten Besuch hatte der Gault&Millau noch 19 Punkte vergeben.

Das erstklassige Hotel am Gendarmenmarkt beherbergt ein elegantes Restaurant mit internationalem Flair. Große Tische, bequeme Sessel und eine junge und engagierte Servicecrew erwarten den anspruchsvollen Gast. Schnell fühlt man sich wohl und an große Häuser in anderen Metropolen erinnert.

Küchenchef Christian Lohse hat bereits einige Stationen hinter sich gebracht. Erwähnt sei an dieser Stelle ein Engagement im „The Dorchester“ in London oder als Kontrapunkt der „Schwarze Hahn“ in Deidesheim. Lohses Küche ist von erstaunlicher Leichtigkeit, die französische Klassik herrscht vor. Ihn persönlich anzutreffen scheint nicht einfach zu gelingen. Bei, allerdings erst zwei Besuchen, ist uns das Kunststück nicht geglückt.

Die Küche grüßt mit Creme vom Kürbis, Lachs und einer pikanten Salsa. Danach erreicht uns ein Trio weiterer Amuse Gueules, von dem uns die ausgezeichnete Consommé vom Rind mit Muskat und Koriander am besten gefallen hat.

Wir entscheiden uns für das „Prestige Menü“ und eine Flasche 2010er Centgrafenberg, Rudolf Fürst, Franken.

Tatar vom Wolfsbarsch

Das Menü startet mit Tatar vom Wolfsbarsch mit knusprigen Chipiron, Avocadomayonnaise und geräuchertem Paprika. Insgesamt erfrischend und leicht. Zarte Säurenoten sind erkennbar. Bevor das Gericht richtig jedoch erschmeckbar wird, ist es auch schon verzehrt. Viel Mühe für einen flüchtigen Eindruck.

Jakobsmuschel Geröstete Jakobsmuscheln, karamellisierter Hokkaidikürbis und Jaipurcurry.

Schon wegen der Jakobsmuscheln hat sich der Weg zu Christian Lohse gelohnt. Ist der karamellisierte Hokkaidokürbis geschmacklich reduziert und eher Beiwerk, glänzen die Jakobsmuscheln mit schmackhaftem Biss und leicht cremiger Textur. Currykrokant und Kürbiscreme unterstützen den Geschmack, während ein Aufguß von Zitronengras mit Ingwer subtile Säurenoten beisteuert. Ein kraftvoller Gang mit langem Nachhall.

Zur Jakobsmuschel selbst habe ich ja schon häufig Ausführungen gemacht. Diesmal möchte ich einen kurzen Blick ins Mittelalter wagen. Das Erkennungszeichen der Pilger des Jakobswegs wurde erst posthum dem Apostel Jakobus zugesprochen. Die überaus praktisch veranlagten Pilger des Mittelalters nutzten diese auch gerne zum Wasserschöpfen. Benedikt XVI. führte die Muschel gar in seinem Pastwappen. Doch zurück zum Menü.

Froschschenkel

Froschschenkel in Aromatenbutter gebraten, Zucchini und Artischocken mit leicht gesäuertem Tomaten-Estragoncoulis.

Im Geschmack erinnert das zarte Fleisch der Froschhinterbeine an Hühnchenfleisch. Der intensive Duft nach Knoblauch ist schon ein wenig störend und der Knoblauch dominiert auch leider den kompletten Gang. Die leichten und harmonischen Säurenoten der herrlichen Beilagen fallen so kaum noch ins Gewicht und der zart-herbe Geschmack der Artischocken ist unter dieser Wucht gerade noch wahrnehmbar. Manchmal ist weniger doch mehr.

Lamm Rücken vom Limousin Lamm.

Nach den Jakobsmuscheln ein weiterer Glanzpunkt des Menüs. Die hervorragende Qualität des Fleisches und der unaufdringliche Geschmack, sprechen für sich. Begleitet wird das Lamm von gratiniertem und sautiertem Fenchelgemüse, etwas Lammzunge obenauf und schließlich mit Olivenöl gebundenem „einfachen“ Bratenjus. Ohne Schnörkel und doch grandios im Geschmack.

Zum kräftigen Gericht wird ein Tropfen 2011er Syrah vom Weingut Weninger, Sopron Ungarn, gereicht.

Pre Dessert: Walnusseis mit Feige und Petit Fours.

Rapsbrot Und schließlich das Dessert:

Süßes Rapsbrot, gefüllt mit weißer Schokolade und Raps, glasiert mit Apfelmelasse und und verziert mit rotem Johannisbeergelee. Hinzu gesellt sich ein Kelch mit Rapseis und Rapscrumble (so jedenfalls annonciert).

Die Idee Raps in das Dessert einzubringen mag ja ganz interessant sein – die Komposition hat uns geschmacklich nicht überzeugt.

Dafür waren wir aber vom Pre Dessert und den dazu gereichten Petit Fours sehr beeindruckt. Rapseis

FAZIT:

Lohses Küche wirkt routiniert, sie ist durchdacht und eigenständig. Manches auf der Karte scheint die Zeit zu überdauern. Ein Behelf für die Küche um ohne ihren Chef auszukommen? Insgesamt ist es für uns ein mehr als gelungener Abend in einem stark ausgelasteten Restaurant.

Zur Hompage des Restaurants gelangen Sie mit diesem Link:
http://www.fischersfritzberlin.com

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