Eigentlich wollten wir ein paar Tage in Deutschland entspannen, gutes Essen genießen und etwas die Gegend erkunden. Das sollte ja im „besten Deutschland, das es jemals gegeben hat“ (Bundespräsident Steinmeier, 30. Jahrestag der Deutschen Einheit) kein Problem sein.
Also „gingen wir ins Internet“ wie es so schön heißt und suchten ein paar Restaurants und Hotels aus. Beim studieren von Restaurant-Homepages erfährt man, dass „Kulinarik auf höchstem Niveau“, „außergewöhnliche Aromakompositionen“, kurz gesagt, das „Besondere“ die Norm zu sein scheint. Klappern gehört nun mal zum Handwerk.
Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Immer mehr drängten Erinnerungen an unsere Frankreichaufenthalte in den Vordergrund. Im TV liefen gerade die Nachrichten über die Zustände im besten Deutschland, sie wissen schon. Steigende Zweifel an der Fähigkeit der Eliten zu Krisenbewältigungsstrategien führten letztendlich zur Entscheidung, etwas Ruhe im Ausland zu erhaschen. Also ab ins Burgund.
Das Auto wurde vollgepackt und die nächste Autobahnauffahrt anvisiert. Zu unserem Glück klebten an der Auffahrt keine verzogenen Wohlstandskids auf der Straße, wie es in Berlin ja schon mal üblich ist. Über die Tesla-Supercharger Münchberg-Nord und Satteldorf brachte uns unser elektrisches Vehicel nach Frankreich.
Auf dem Gelände des Hotels Mercure in Beaune gibt es einen Tesla Supercharger und wie man unschwer sehen kann, erkennen französische Verbrennerfahrer ebenso wie manch deutscher Kollege hier nur Parkplätze.
Die Beauner Hospizien – Hôtel-Dieu
Das Hôtel-Dieu ist heute eines der berühmtesten Geschichtsdenkmäler Frankreichs. Seine Architektur im gotischen Flamboyant-Stil, seine polychromen Ziegeldächer und der Weltruf seines Weinguts machen die heute museal genutzte Anlage zu einem Juwel Burgunds.
Eingangsbereich Hospizien
Nicolas Rolin war Kanzler des Herzogs von Burgund Philipp des Guten. 1443, als der Hundertjährige Krieg für Beaune zu Ende ging, gründete er sein Hospital um den Ärmsten und Bedürftigsten zu Hilfe zu kommen. Die Institution überdauerte die Jahrhunderte.
1457 stiftete Guillemette Levernier dem Hôtel-Dieu die ersten Weinberge und eröffnete eine Tradition, die 500 Jahre lang andauern sollte. Heute verfügt das angeschlossene Weingut über 60 ha Rebflächen, von denen 50 ha mit Pinot Noir bestückt sind, der Rest mit Chardonnay.
Übrigens: 1966 drehte Gérard Oury für seinen Film „La Grande Vadrouille“ (Die grosse Sause) in den Räumen des Hôtel-Dieu.
Steinreihe von Couches
Das Alignement de Couches ist die größte Steinanordnung in Ostfrankreich. Die vermutlich steinzeitliche Anordnung besteht aus sieben 20 bis 30 t schweren Menhiren, wovon einer umgefallen und zerbrochen ist. Es wird vermutet, dass es früherer noch weitere Menhire gab.
Apropos Menhire. Kenner der Geschichten um Asterix und Obelix dürften die „Hinkelsteine“ bekannt vorkommen.
Château de Chassagne- Montrachet
Das Château de Chassagne-Montrachet liegt inmitten von Weinbergen, knapp 20 Autominuten von Beaune entfernt. Es ist ein beliebtes Ziel und bietet Unterkünfte an.
Die Chardonnays aus Chasssagne Montrachet sind in der ganzen Welt bekannt, ihr Bouquet beinhaltet Nuancen von Mandel, reifem Apfel und Honig. An dieser Stelle werde ich demnächst in loser Folge einige der Weine näher vorstellen.
Natürlich darf man auch Pinot Noir nicht vergessen, ohnehin einer der edelsten Rotweinsorten der Welt.
Le Carmin
Wie nicht anders zu erwarten haben wir natürlich auch ein Restaurant aufgesucht. Chef Christophe Quéant verwöhnte uns mit hervorragenden Speisen. Hierzu erscheint in Kürze ein gesonderter Bericht an gleicher Stelle
Nein! – Doch! – Ohh!
In der Nähe unseres Hotels war ein Carrefour. Dort haben wir ein paar Kleinigkeiten erstanden. Zu unserer Überraschung mussten wir feststellen, dass die Regale voll waren und keinerlei Prepper um Salatöl oder Toilettenpapier rangen. Offensichtlich weiß man in Frankreich noch nicht, wie schlecht es um uns alle bestellt ist.
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Das Autobahnnetz in Frankreich beträgt etwa 11.880 Kilometer, von denen etwa 8000 km mautpflichtig sind. Die Mauthöhe ist nicht einheitlich festgelegt. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Betreibergesellschaften. Weiß der Geier wie die das hinbekommen haben. Da Deutschland so weit entfernt ist, konnte sich wahrscheinlich noch kein Verkehrspolitiker vor Ort kundig machen.
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