Lochner

Kulinarisch hat Berlin in den letzten Jahren durch innovative und kreative Küchenchefs an Bedeutung gewonnen. Die Aufwertung und Anerkennung durch diverse Restaurantführer sind hierfür ausreichender Beleg. Jahr für Jahr erstrahlen neue Sterne am Gourmethimmel. Sie erhalten die ungeteilte Aufmerksamkeit von Gourmets und Medien, verstellen dabei jedoch, wenn auch unbeabsichtigt, den Blick auf eine Reihe begabter, kreativer Köche, die schon vor Jahren die gehobene Gastronomie in Berlin bereichert und anspruchsvoll präsentiert haben.

Oftmals ist dabei die Rede von Restaurants „unterhalb der Sternegastronomie“. Eine Bezeichnung die ich nicht sonderlich schätze und die den fleißigen, begabten und kreativen Köchen auch in keinster Weise gerecht wird. Einen, bzw. eine davon, Sonja Frühsammer, habe ich in diesem Blog bereits vorgestellt.

Heute wenden wir uns Andreas Lochner zu, der am Lützowplatz in Berlin bereits seit 2004 gemeinsam mit Gerlinde Lochner-Kern das nach ihm – oder ihnen – benannte Restaurant betreibt. Dort wird klassisch gekocht und schnörkellos präsentiert. Die Menükarte ist als Vorschlag zu verstehen. Auf Gästewünsche wird, soweit möglich, eingegangen.

Das Restaurant ist hell und freundlich, die Stühle sind nicht wirklich bequem. Eine Armlehne hätte ich mir für die nächsten Stunden schon gewünscht.

Als Aperitif wählten wir einen Rieslingsekt von Vaux, verfeinert mit einem Erdbeerlikör und erwarteten neugierig das Kommende.

Die Küche grüßte mit einer Lammbulette und einem Salat aus Cous Cous.
Harmonisch, gut gewürzt, ein perfekter Einstieg.

Der erste Gang, ein Lochner Klassiker. Blutwurst „Rossini“.
Die Blutwurst wurde von hervorragender Geflügelleber flankiert und mit Apfel veredelt. Insgesamt ein stimmiges Gericht, das sich durch seine puristische Gestaltung auszeichnete. Schnörkellos, keine überflüssigen oder gar störenden Beilagen.

Es folgte Seeteufel mit kleinen Artischocken und dicken Bohnen.
Der gut gegarte Fisch harmonierte mit Artischocken und dicken Bohnen, ergänzt durch einen schmackhaften Sud, der mit dezenter Würze den Seeteufel glänzen ließ.

Die Königsberger Klopse wurden mit Roter Bete angereichert und mit Perlgraupen ergänzt. Dazu frittierte Kapern, die mit würzig pikanter Note für einen insgesamt stimmigen Gang sorgten.

Schließlich der Hauptgang: Filet vom Simmentaler Rind.
Das Fleisch vom Fleckvieh, präsentiert auf Selleriepüree, wurde durch die gereichten Gänseleberravioli wirkungsvoll aufgewertet. Dadurch ergab sich ein harmonisches Geschmacksbild, das durch die Süße der Honigkarotten allerdings etwas von seiner Klasse verlor.

Das Dessert „Pina Colada“ Schokoladenmousse mit Ananas und Kokosnuss reihte sich in den Reigen wirklich gut gemachter Speisen mühelos ein.

Weinbegleitung:

2007 Gewürztraminer, Ribeauville, Alsace
2008 Ihringer Winklerberg, Weißburgunder Fass 33, Weingut Stigler, Baden
2006 Serena Sauvignon, Azienda Agricola Ronca del Gnemiz, Friaul
2009 us de Kap Shiraz, Neil Ellis und Werner Näkel, Südafrika
Pampero Seleccion 1938, Pampero, Venezuela

FAZIT:

Gerlinde Lochner-Kern dirigiert einen unaufdringlichen und motivierten Service, bei dem auch der Küchenchef schon einmal aushilft. Alles wirkt routiniert, etwas distanziert. Das Menü lässt uns zufrieden auf den Abend zurückblicken. Immer steht die Hauptkomponente im Mittelpunkt. Erfreulich, dass der Service mit dem Wein nicht geizt und die stattliche Geräuschkulisse des gut besetzten Restaurants letztlich nicht wirklich stört.

Zur Homepage des Restaurants kommen Sie hier: http://www.lochner-restaurant.de/

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