Am Südrand der Pyrenäen finden wir Somontano, ein spanisches Weinanbaugebiet. Somontano heißt übersetzt „Region unterhalb der Berge“. In dieser überaus reizvollen Gegend befindet sich die Bodega ENATE, gegründet in den 1990er Jahren und mittlerweile als führender Akteur in der spanischen Weinwelt etabliert.
Interessant und hervorzuheben ist die Verbindung von Kunst und Wein. ENATE ist gleichzeitig Kellerei und Museum, Weinhandlung und Kunstgalerie. Schließlich gibt es auf dem Gelände des Weinguts ein Museum mit ca. 400 Werken befreundeter Künstler, die Besucher aus vielen Ländern anziehen.
Aus dem reichhaltigen Angebot von ENATE habe ich drei verschiedene Weine probiert. Was für die Käufer von Immobilien die Lage, die Lage und die Lage ausmacht ist für den Weinkenner das Terroir, ist die perfekte Verkörperung des Somontano-Terroirs und der typischen Rebsorten, die in dieser Region angebaut werden.
Für mich persönlich haben unterschiedliche Bodenstrukturen wie z.B. ein sandiger Untergrund über Lehm- und Löss-Böden bis zum brüchigen Schiefer oder harten Granit bedeutenden Einfluss auf das Endprodukt. Die klimatischen Verhältnisse und die Arbeit des Winzers möchte ich natürlich nicht vernachlässigen.
Cabernet Sauvignon – Merlot DO 2020
Da ich die Bodenverhältnisse so hervorgehoben habe möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass die Rebsorten gerade auf kalkhaltigen Sandböden ihre komplexen Aromen entwickeln.
Der Merlot wird zuerst geerntet und entrappt, bevor beide Sorten getrennt in Edelstahltanks bei 24 °C vergoren werden. Es folgen sechs Monate in Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche. Der Wein hat eine geschmeidige Textur und Aromen von Brombeeren und Johannisbeeren. Eine weitere Beschreibung verbietet sich meiner Meinung nach, da die geschmackliche Wahrnehmung durchaus individueller Natur ist.
Die Empfehlung von zum Wein passenden Gerichten ist meine Sache nicht. Geschmacksache, oder?
Rosado DO 2023
Standard-Rosés sind etwas anderes. Allein die saftige Farbe ist schon auffallend. Aromen von Cassis, Stachelbeere und Heidelbeere sind kräftig am Gaumen spürbar, zumindest bei mir. Während ich dies schreibe herrschen draußen 33 Grad und ein Schlückchen Rosado erfrischt mich bestens. Der Alkoholgehalt von 14% vol. sollte nicht unberücksichtigt bleiben.
Chardonnay 234, DO Somontano
Nun komme ich zu meinem Favoriten, dem Chardonnay.
Spaniens Nachbar Frankreich, genauer gesagt, das Burgund, gilt als Ursprungsort des Chardonnay. Dennoch gibt es viele Märchen und Legenden um den Ursprung der unbestrittenen Königin der weißen Rebsorten. Chardonnay reagiert wie keine andere Rebsorte unmittelbar auf die Art ihrer Verarbeitung, weshalb die Rebsorte ein so ungewöhnlich breites Qualitäts- und Geschmacksspektrum bietet. Er ist außerdem eine hervorragende Rebsorte für Schaumwein. Daher wird ein großer Teil des in Spanien angebauten Chardonnay im Cava auffindbar sein, neben Macabeo, Xarello und Parellada,
Der Chardonnay der Bodega Enate hat einen recht ungewöhnlichen Namen, finde ich. Er kommt von der ursprünglichen Sub-Appellation, die mit 234 benannt wurde. Aufgrund seines überwältigenden Erfolges wird er inzwischen auf einem erweiterten Terroir angebaut.
Der Wein, goldgelb im Glas, duftet fruchtig, schmeckt nach gelben Früchten, etwas Aprikose und hat einen erstaunlichen Nachhall. Insgesamt harmonisch und elegant. Natürlich vermisst man weder Mineralität noch Frische und dies alles im Zusammenspiel mit erstaunlichem Körperreichtum.
Hinweise auf Preise und Händler brauche ich wohl nicht zu geben, das findet man schnell im Internet selbst heraus.
Fotos: Bernhard Steinmann
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