In die deutsche Spitzengastronomie ist Bewegung gekommen. Was wie eine gute Nachricht klingt ist leider keine. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, oftmals schöngeredet, zeigt gerade in der Gastronomie eine deutliche Bremsspur. Allerdings muss man schon genau hinschauen. Die sogenannte Sternegastronomie hat es derzeit nicht leicht. Mit dem Erscheinen des Guide Michelin im nächsten Jahr wird deutlich werden, wer den Wettbewerb um die Gäste aufgegeben hat und wer weiter versucht über die Runden zu kommen. Es liegt letztlich also an uns allen, die Gastronomie zu fördern und aus der stabilen Seitenlage zu holen.
Die Althoff-Hotelgruppe hat angekündigt, die beiden Drei-Sterne-Restaurants „Vendôme“ in Bensberg und „Überfahrt“ am Tegernsee auf nur noch fünf Services pro Woche zurückzufahren. Kein Indiz, das Hoffnung macht.
Wir haben mal wieder die Mainmetropole Frankfurt aufgesucht und fanden die Stadt bei einem kleinen Bummel weit weniger attraktiv als früher. So sehnten wir den Abend herbei und machten uns auf den Weg in den Ziegelhüttenweg in Sachsenhausen zu Carmelo Greco, eine feste kulinarische Größe in Frankfurt. Seit einer Reihe von Jahren zeichnet der Guide Michelin das Restaurant mit dem begehrten Stern aus.
Das Restaurant ist in der Tristesse zahlreicher Hochhäuser nur schwerlich zu finden und wäre meine Frau nicht gewesen, wäre ich eiskalt in der gegenüberliegenden Pizzeria eingekehrt.
Nachdem wir im gut besuchten Restaurant unsere Plätze eingenommen hatten, gab es auch sogleich die obligatorischen Küchengrüße, die ich mir allerdings nicht eingeprägt habe.
Das Menü startete mit
Gambero Rosso di Mazara, Jakobsmuschel, Kürbis und einer Krustentier-Jus.
Aus der kalten Tiefe von 700 m an der Westküste Siziliens kommt die „beste Garnele der Welt“ per nachhaltiger Fischerei und noch an Bord gefrostet zu den Gourmets, die Gambero Rosso di Mazara. Zu schnell war das auf einer Jakobsmuschel ruhende Biest verputzt, als dass man den süsslichen und kräftigen Geschmack lange genießen konnte.
Die ebenfalls süssliche Jakobsmuschel konnte dagegen schon einen längeren Nachhall erzeugen. Der eigentliche Star auf dem Teller war jedoch eine köstliche Krustentierjus, die das Gericht belebte und adelte.
Ravioli, Brasato, Amatriciana, Pesto Cacio e Pepe, Safran
Der leicht bittere Geschmack von Safran hat den ansonsten guten Gesamteindruck etwas minimiert. Noch mehr Italien geht eigentlich nicht mehr auf einen Teller. Doch traf ich diese Aussage vielleicht etwas zu früh, wie die nachfolgenden Gänge beweisen sollten.
Wildfang Suri Sugerello Fisch, Caponata, Spinat, Pinoli
Eine überaus gelungene Kreation. Die Schreibweise habe ich der Speisekarte entnommen. Die Bastardmakrele, das Tierchen wird tatsächlich so genannt, obwohl ich die Verwandtschaftsverhältnisse der Gattung Trachurus und der Familie der Stachelmakrelen so genau nicht kenne, hat ein festes Fleisch. Das Zusammenspiel eines süss-sauren sizilianischen Gemüsegerichtes mit Spinat und Pinienkernen war äußerst gelungen.
Kalbsfilet Ternera di Gallega, Rossini
Geschmacklich konnte das Gericht zunächst gefallen, doch die recht ausladend gehaltene Portion Foie gras entpuppte sich als Sattmacher. Ich hatte zunächst nach einer besseren Beschreibung gesucht, doch letztlich trifft es meiner Meinung nach den Kern der Sache. Das Kalbsfilet, das sollte nicht verschwiegen werden, war von tadelloser Qualität.
Dolce Cremoso di Bronte, Creamy Bronte Pistacchio
Nachdem uns angenehme, dennoch auffallend süsse Geschmacksnoten durch nahezu das gesamte Menü begleitet haben durfte diese Geschmacksrichtung natürlich im Dessert nicht fehlen. Zart und butterweich, im Mund nahezu karamellig, trumpfte die Pistaziencreme mächtig auf. Ein perfekter Abschluss eines insgesamt guten Menüs.
Service:
Der Service ist professionell und immer dann zufriedenstellend, wenn er sachlich ist. Grundsätzlich ist der Service auch recht charmant im Umgang mit den Gästen, in Sachen Humorverständnis wäre aber eine Auffrischung nötig.
FAZIT:
Die Produktqualität ist gut, handwerklich gibt es nichts zu beanstanden und geschmacklich wurden unsere Erwartungen erfüllt. Mehr braucht man nicht für einen gelungenen Abend.
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