Diesmal führte unser Weg nach Rheinland/Pfalz. Eine große kulinarische Tour war nicht geplant aber der Mensch muss halt seine Energiespeicher aufladen. Eines unserer Ziele war Koblenz, nicht gerade das kulinarische Highlight des Bundeslandes aber mit dem Hotel Fährhaus fanden wir ein Haus mit immerhin zwei ansprechenden Restaurants.
Einen Abend verbrachten wir im Restaurant „Landgang“ und den zweiten im Restaurant „Gotthard´s“, die beide aus einer Küche versorgt werden. Küchenchef ist der gebürtige Schwabe Frank Seyfried, im „Gotthard´s“ mit einem Michelinstern und drei Hauben vom Großen Guide dekoriert.
Seyfried arbeitete in einigen bekannten Restaurants wie bei Marchesi in der Lombardei, dem Restaurant Massimiliano in München, Webers Gourmet im Turm in Stuttgart, Schloss Berg, Alfons Schuhbecks Orlando oder zuletzt im Ai Pero in Andernach.
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Das Restaurant hat eine recht cleane Optik und wie immer wenn keine Tischdecken benutzt werden, darf der Hinweis auf der Homepage nicht fehlen, dass kein steifer Dresscode vorherrscht.
Woher der Name des Restaurants kommt, habe ich natürlich auch gefragt. Mangels Alternativen hat man schlicht und einfach den Namen des Eigentümers ausgewählt. Im Übrigen ist das Restaurant in den Sommermonaten geschlossen, da in der warmen Zeit die Terrasse mit 120 Sitzplätzen bespielt wird.
Es gibt ein à la carte Angebot, aus welchem man sich sein Menü zusammenstellen kann.
Als Küchengruß, wie es immer so schön heißt, wurde ein
Taschenkrebstatar mit gepickeltem Gemüse serviert.
Das klingt jetzt nicht gerade nach einer Aufsehen erregenden Eröffnung und doch war die Wirkung erstaunlich. Der Geschmack war beindruckend präsent. Ein Mund voller Aromen. Nun galt meine ungeteilte Aufmerksamkeit dem, was da noch folgen sollte.
Warme Tomatensuppe, Mozzarella, Balsamico
Angenehme Säure, perfekte Temperatur und gut abgeschmeckt wusste auch dieses Amuse Bouche zu gefallen.
Jakobsmuschel, Fenchel, Rettich
Eine Steinlandschaft und geheimnisvoller Nebel beherrschen die Szenerie.
Was als Kulisse für einen Fantasyfilm herhalten könnte, war ein Rückfall in die vergangenen Zeiten der Erlebnisgastronomie, die vielleicht gerade noch einige Junggourmets begeistern kann.
Dabei sprachen Rettichtasche und Jakobsmuschel-Carpaccio äußerst beredt für sich. Der Fenchel in verschiedenen Variationen, Seefenchel und Fenchelsaat, rundeten das harmonische Gericht ab. So erstklassig kreiert und so unnötig verspielt serviert.
Sot–l’y-laisse, Pilze, Tomate, Knoblauch, Zitrone
3 verschiedene Dips, Tomate, Knoblauch, Zitrone, dazu Buchenpilze.
Ansprechend präsentiert, wobei der Zitronendip nicht so sehr überzeugte. Die Buchenpilze waren erwartbar leicht nussig, der aromatische Gesamteindruck gut.
St. Pierre, Erbse, Morcheln, Kalamansi
Kalamansi-Gel, Erbsenpüree, das Filet gebraten und dazu angegossene, geklärte Butter. Da blieben sogar die Morcheln geschmacklich etwas zurück.
Im Ergebnis eine sehr schöne Kombination.
Kalb, Pilzduxelles, Spinat, Kakaobohne, Artischocke
Das Kalbsfilet war einwandfrei, hinzu kam Blattspinat und eine ausdrucksstarke Artischocken-Madeira-Sauce mit Duxelles-Pilzen, recht mächtig und mit dem Fleisch konkurrierend. Dieses wiederum war im Brickteig versteckt.
Pre Dessert,
Olivenbisquit mit Zitronensorbet, abgestäubt mit Olivenzucker.
Leicht und schmackhaft
Weisse Schokolade, Pfirsich, Pistazie
Ein würdiger Abschluss des Menüs.
Macaron mit Espressocreme, weiße Schokolade, Haselnussflorentiner
Wein und Service:
2020 Sauvignon Blanc, von Winning, Pfalz
2022 Roero Arneis, Vietti, Piemont
2020 Chardonnay R, Hansjörg Rebholz, Pfalz
2012 Campillo, Grand Reserva, Rioja
Sommelier Steffen Mainz stellte eine stimmige Weinreise zusammen, welche die Speisen aromatisch unterstützte und wirken ließ. Der Service insgesamt war freundlich, relativ kundig und zuvorkommend.
FAZIT:
Restaurants, die mit einem Michelinstern werben können, kennen wir zur Genüge. In dieser Klasse ist die Bandbreite von Qualität und Einfallsreichtum recht gewaltig und man weiß selten, wohin die Reise geht.
Die Küche von Frank Seyfried hat uns positiv überrascht. Mit viel gutem Handwerk und Kreativität ausgestattet, findet sich das Gotthardt´s im oberen Einsternebereich wieder.
Das Menü war überaus harmonisch und aromatisch ausgestaltet, insgesamt sehr gut. Auch die Präsentation der Speisen war gelungen. Das Auge ißt bekanntlich mit. Die Steine, die sicher im Bachbett besser aufgehoben wären, seien an dieser Stelle verziehen.
Es lohnte sich jedenfalls für uns, diesen Abstecher von unserer normalen Route gewählt zu haben. Im neuen Guide Michelin hat das Gotthard´s seinen Stern verteidigt.
Fotos: Bernhard Steinmann
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