Das muss man erst einmal sacken lassen.
Die Austzeichnungen des Guide Michelin Deutschland für das Jahr 2021 wurden gestern erneut per Live-Stream bekannt gegeben. Eine insgesamt langweilige Veranstaltung, die in der Bekanntgabe der neuen Sternerestaurants und den glücklichen Köchen ihren Höhepunkt hatte. Dazu kamen noch einige Sonderauszeichnungen und die Bekanntgabe der Restaurants, die den „MICHELIN Grüner Stern“, bekamen. Eine Rubrik, die in Deutschland 2020 neu eingeführt wurde. Der grüne Stern zeichnet das Engagement der Gastronomie für nachhaltiges Handeln aus. Das Bewusstsein für Umwelt- und Ressourcenschonung nimmt zu und muss ja irgendwie belohnt und betont werden. Das will er nun mal so, der Zeitgeist.
Natürlich werde ich etwas näher auf einige Entscheidungen eingehen, doch zuerst steht die Liste im Vordergrund, die während der Zeremonie der Bekanntgabe keine Rolle spielte, nämlich die Liste der gestrichenen Sterne.
Nun kennen wir alle die besondere Situation des letzten Jahres zur Genüge und heute im März 2021 hält die Sondersituation noch immer an.
Ein Virus hält die Welt in Atem. Die Mittel zur Bekämpfung sind unzureichend, strittig und wirken hilflos. Jedenfalls hat man die Gastronomie geschlossen und eine nachvollziehbare Öffnungsstrategie liegt noch immer nicht vor.
Dennoch wurde Großartiges in den kurzen Öffnungsfenstern geleistet, so jedenfalls begründet man die neuen Sterne. Doch so manche Anstrengung fand keinen Gefallen und so kam es, dass das Gästehaus Erfort in Saarbrücken mit seinem Chef Klaus Erfort nach einer langen Reihe von Jahren einen Stern verlustig ging und nun nur noch zwei Michelinsterne aufweisen kann. Das muss man erst einmal sacken lassen.
Im Ergebnis bedeutet dies, dass man nicht extra eine Reise nach Saarbrücken planen muss, einen Umweg ist das Restaurant aber allemal noch wert. Falls Sie die Sternekriterien vergessen haben, hier noch einmal zur Auffrischung:
1 Stern: “Eine Küche voller Finesse – einen Stopp wert!”
2 Sterne: “Eine Spitzenküche – einen Umweg wert!”
3 Sterne: “Eine einzigartige Küche – eine Reise wert!”
Klaus Erfort nimmt es gelassen. Das ist auch gut so. Vielleicht wird er Anlauf nehmen, den Stern zurückzuerobern. Man wird sehen. Heinz Winkler, um nur ein Beispiel zu nennen, hat es jedenfalls nie wieder geschafft.
Doch nun schnell zu den erfreulichen Geschichten.
Die temporaire (Sie wissen warum) Schwarzwaldstube hat die drei Sterne zurück. Aufatmen allenthalben.
Es gibt drei neue Zweisternerestaurants. Hervorheben möchte ich das Ösch Noir in Donaueschingen mit seinem Küchenchef Manuel Ulrich. Den Hoteldirektor des Öschberghofs, Alexander Aisenbrey, hatte ich Ende letzten Jahres interviewen dürfen. Sie finden das Interview hier:
https://www.bsteinmann-gourmet-unterwegs.de/interview-mit-alexander-aisenbrey/
Ein weiteres erfreuliches Ereignis ist der Stern für das Berliner „faelt“ von Björn Swanson. Swanson hat das Restaurant im Oktober 2020 geöffnet und seit November 2020, wie alle anderen auch, schließen müssen. Falls sich jemand wundern sollte, dass ein einziger Monat Öffnungszeit für einen Michelinstern ausreicht, dem kann ich sagen, gekonnt ist gekonnt. Swanson hatte bereits im „Golvet“ bewiesen was er kann und ich konnte bei meinem Besuch in faelt feststellen, dass er noch besser geworden ist.
In Hamburg wird man sich über den Stern für das „Lakeside“ freuen. Glückwunsch an Julian Stowasser und Master Sommelière Stefanie Hehn.
Auch Kevin Fehling wird sich über erneut drei Sterne freuen, obwohl dies für ihn schon Routine sein dürfte.
Wer sich noch freuen darf oder wer Grund zur Klage hat, kann man im Gourmet Report nachlesen, einfach hier https://www.gourmet-report.de/artikel/382246/die-besten-restaurants-deutschlands-2021/ klicken und man ist umfassend informiert.
Natürlich wird über die Bedeutung der Sterne immer wieder gestritten. Wer einen verliert nimmt das Ganze nicht so schwer, wer einen erhält, flippt vor Freude fast aus. Ich finde, dass die manchmal fehlende Nachvollziehbarkeit den Reiz ausmacht. Doch bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.
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